Die Mühle zu Freckwinkel
Die Mühle zu Freckwinkel gehörte immer zu dem Rittersitz und dem Hof zu Elsfeld. Der Rittersitz Elsfeld wird erstmals 1423 urkundlich erwähnt, dürfte aber wesentlich älter sein, denn das Kanonissenstift Vilich hatte über Elsfeld das Lehnsrecht. Die Mühle zu Freckwinkel wird mehrmals in Verkaufs- und Verpachtungsurkunden von Elsfeld genannt, erstmals 1520, als der Wirtschaftshof zu Elsfeld neu verpachtet wurde und unter den Zeugen auch des Scholdens Sohn war, der Müller zu Freckwinkel.
Dann fand im Jahre 1522 ein Besitzerwechsel statt. Der Rittersitz Elsfeld mit dem Gut und der Mühle zu Freckwinkel ging an den Amtmann von Kastert, Gerhard von Trostorp, ein Verwandter des früheren Besitzers.
Bei einem weiteren Verkauf von Elsfeld wird auch die dazugehörige Mühle erwähnt: Am 30. Dez. 1600 verkaufen Wilhelm von Scheidt und seine Ehefrau Maria von Trostorp, die Erben, ihren Rittersitz zu Elsfeld mit dem Gut und der Mühle zu Freckwinkel an ihren Verwandten Gothard von Scheidt und seine Frau Catharina. Im Jahre 1650 vergleichen sich Engelbert von Scheidt zu Rott und seine Schwester Agathe wegen des Erbes ihres kinderlos zu Elsfeld verstorbenen Bruders Volmars von Scheidt zu Elsfeld. Danach erhält Engelbert von Scheidt zu Rott den Rittersitz Elsfeld und die Mühle zu Freckwinkel und den freien Hof zu Uthweiler; die Schwester erhält die Güter zu Süchterscheid. Um 1680 ist das feste Haus, die Wohnung der adeligen Besitzer zu Elsfeld, schon verfallen. Von den vielen Erben hatte keiner mehr seinen Wohnsitz zu Elsfeld.
Die Mühle zu Freckwinkel wurde von einem Bach angetrieben, der am Scharfenberg im “Backespöllchen” seine Quelle hat und dann zwischen Sonnenberg und Hinsberg an Bockeroth vorbei gegenüber Freckwinkel in den Pleisbach mündet. Heute nennt man den Bach “Düwelsarschbach”. Die Mühle stand auf der linken Seite des Pleisbachs; sie war mit einer Landwirtschaft verbunden. Ohne Landwirtschaft war sie nicht bestandsfähig, denn wegen des kleinen Wasserzuflusses konnte in den Sommermonaten nicht gemahlen werden. Der Pleisbach war die Grenze zwischen den Kirchspielen Stieldorf und Oberpleis. Darum gehörten die Bewohner der Mühle seit altersher zur Kirche in Oberpleis.
Ab 1700 sind auch die Namen der Müller aus den Kirchenbüchern bekannt, manchmal werden sie als Halfen, als Pächter, bezeichnet. Der Müller Anton Schwarz von Freckwinkel ist vor 1698 verstorben, seine Frau starb am 8. Mai 1698 zu Freckwinkel. Der Sohn Hermann starb am 27. April 1727, und seine Frau Margreth, die Halfens genannt, starb am 28. Februar 1733 in der Mühle. Beide sind im Sterbebuch der Pfarre Oberpleis eingetragen und sicherlich in Oberpleis beerdigt worden.
Nach 1732 waren Peter Schwarz und Christine Hochstätter als Müller und Ackerer in dem Anwesen tätig, gingen dann aber 1738 in die Mühle nach Wahlfeld, weil dort der Schwager Wilhelm Elfenich verstorben war. Die Elsfelder Mühle zu Freckwinkel wurde von Anton Meiß übernommen. Er war vorher mit seiner Frau als Halfe auf dem zu Elsfeld gehörenden Hof zu Uthweiler gewesen. Um 1750 zog er mit seiner großen Familie nach Dambroich, wo dann 1755 noch das zwölfte Kind geboren wurde.
Sein Nachfolger in der Mühle zu Freckwinkel wurde Gerhard Bey, auch Beye. Er stammte aus der Nähe von Blankenberg und heiratete 1751 Elisabeth Behr aus der Mühle zu Ölinghoven. Nachfolger wurde Franz Beye, er starb aber schon 1780. Seine Ww. heiratete 1781 Peter Westerhausen aus Niederbuchholz. Die Familie verließ aber um 1788 die Mühle. Wer die Freckwinkeler Mühle anschließend bis 1806 betrieben hat, lässt sich an Hand der Oberpleiser Kirchenbücher nicht nachweisen. Vermutlich ist sie um diese Zeit von den Erben von Elsfeld an die Eheleute Wilhelm Jonas und Gertrud Kratz verkauft worden. Sie waren angesehene und vermögende Bauern aus dem zu Stieldorf gehörenden Ort Freckwinkel, und der Vorfahr Wilhelm Jonas hatte 1718 vom Propst von Oberpleis noch ein Markerb “eygentümblich” empfangen, zur Nutzung des Pleiser Waldes.
Peter Jonas, ein Sohn von Wilh. Jonas und Gertrud Kratz, heiratete 1806 Maria Christina Schmitt von Bellinghausen und betrieb die jetzt zum Freckwinkeler Jonashof gehörende Mühle. Als 1819 die Mutter verstorben war, wurde der ganze Besitz der Familie unter die Kinder aufgeteilt. Peter Jonas bekam die Mühle zu eigen. Nach dem Tod von Peter Jonas und Maria Christina Schmitt betrieb der unverheiratete Sohn Matthias bis zu seinem Tode 1864 die Mühle weiter. Wilhelm Jonas, ein anderer Sohn aus der Mühle, konnte um 1856 in Freckwinkel einen anderen Bauernhof erwerben. Seine Enkel Karl Heinrich und Franz wurden noch 100 Jahre später zur Unterscheidung von anderen Jonas de Mölle Hein und de Mölle Franz genannt.
In den Jahren l868/69 wurde die Leistung aller Mahlmühlen wegen der Einführung einer neuen Mühlensteuer von den Behörden im Siegkreis neu eingeschätzt. Damaliger Besitzer oder Pächter war Bertram Kaspar. Nach mündlichen Überlieferungen ist die Mühle zu Freckwinkel um diese Zeit abgebrannt. Franz Jonas aus dem Dorf Freckwinkel, ein Verwandter der ehemaligen Besitzer, ist noch zur Mühle gelaufen und hat das Wasser auf das Rad geleitet, um damit zu löschen. Aber von unbekannter Hand wurde das Wasser abgestellt; man sprach damals von Brandstiftung. Genaueres ist aber nicht überliefert.
Schon 1871 stand wenig oberhalb der alten Mühle ein neues Anwesen (im Volksmund Elsternest genannt). Wilhelm Jonas und Catharina Winterscheid hatten es gebaut. Weil es auf der linken Seite des Pleisbachs liegt, gehörten auch sie, ebenso wie die Bewohner der Mühle Jahrhunderte vor ihnen und auch ihre Nachkommen Kunzmann-Hüls, kirchlich und zivil zur Gemeinde Oberpleis.
An die ehemalige Mühle erinnert fast nichts mehr. Es steht nur noch ein altes Wegekreuz an der Straße, aufgestellt von Peter Jonas und Maria Christina Schmitt. Die haben, wie man oben erfährt, vor zweihundert Jahren die Mühle betrieben.
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