Schriften zum virtuellen Museum

Der Fronhof

Von Winfried Görres

fronhofDas Haus Schlesien, ist einer der letzten Gebäudekomplexe, der als geschlossene Hofanlage hier im Ortsbereich noch erhalten ist. In der Abgeschiedenheit von frühen Siedlungszentren des Mittelalters muss es hier verschiedene größere Hofanlagen gegeben haben.

In einer Urkunde vom 19.02.1143 werden dem Klausner Walther auf dem Stromberg verschiedene Eigentumsrechte von Papst Cölestin II bestätigt, so auch ein Hof am oder auf dem Stenzelberg. In einer anderen Urkunde 1173 stellt Erzbischof Philipp von Heinzberg in Köln dem Kloster Schwarzrheindorf eine Schutzurkunde aus, in der auch ein Hof zu Roda erwähnt ist. In beiden Fällen kann es sich um den Fronhof handeln, - dem heutigen Haus Schlesien -, der vermutlich aus finanziellen Schwierigkeiten von der Klausnerei auf dem Stromberg an das Kloster Schwarzrheindorf abgegeben worden ist. Eine Urkunde darüber besteht nicht.

Kloster Heisterbach muss hier aber auch einen Hof besessen haben. Bekannt ist hierüber, dass dieser Hof im Jahre 1305 an den Laienbruder Heinrich von Drulzhayn verpachtet wurde, der ihn zum Nutzen des Klosters bebauen sollte.

Einen weiteren Hof besaß das 1133 gegründete Zisterzienserkloster Altenberg. Dieser Hof wurde 1402 an das Kloster Heisterbach in Form der Erbpacht verpachtet.

In einer Urkunde von 1859 wird die Grundsteinlegung für eine Kapelle am Rosenauhof auf dem Eichholz bestätigt.

In alten preußischen Lageplänen von 1825 wird als Gebietsbezeichnung „Auf dem Huffshoff“ angegeben. Es könnte sich hier um ein Gebiet handeln, in der auch eine Hofanlage bestanden haben könnte.

Bis zur Auflösung der Klöster 1803 geht aus einer Anzahl von Pachtverträgen die ununterbrochene Zugehörigkeit des Fronhofes zum Kloster Schwarzrheindorf hervor. Als Beispiele hier einige Daten aus Pachtverträgen

1315 Verpfändung an den Juden Süskin
1489 Verpachtung an Heinrich von Rode und Ehefrau Styna
1584 Verpachtung an Johann von Backes
1652 Verpachtung an Wilhelm Coentzen
1655 Verpachtung an Johann Hoitz
1711 Verzeichnis für eine neue Steuerliste (Pächter Friedrich Hoitz)
1760 Verpachtung an Peter Schonauer
1803 - Verpachtung an Clemens Adolf Schonauer
* 04.11.1777   -   + 17.05.1832
  (Über Clemens Schonauer war die Äbtissin Clementina
  von Schwarzrheindorf Patin)  
So die Recherchen von Gerd Sprödge

Nach Auflösung der Klöster Heisterbach und Schwarzrheindorf geht der Fronhof 1804 mit all seinen Ländereien an den preußischen Staat. Clemens Schonauer führt den Hof weiter.

Für 9800 Reichstaler ersteigert ihn der Kölner Kaufmann Josef Stern. Wegen Sterns Zahlungsunfähigkeit wird der Hof 1819 wieder versteigert. Für 7500 Reichstaler erhält der Bonner Regierungsrat Rehfuhs den Zuschlag.

So in der Chronik von Haus Schlesien zum 25 jährigen Bestehen zu lesen.
     
In der Bekanntmachung der Königlich-Preußischen Regierung vom 26. April 1820, in der alle Domainen-Gütern im Regierungsbezirk Cöln aufgeführt sind, heißt es hierzu;

„ …… Es wird hiermit bekannt gemacht, dass zur öffentlichen Versteigerung und definitiven Veräußerung nachstehende Domainen-Güter, in den hierunter angesetzten Terminen, vor den hierzu bestellten Königlichen Regierungs-Commissarien, und zwar auf dem hiesigen Rathhause geschritten werden soll.“  
Für die Domainen-Güter in dem Rentai - Bezirk Königswinter ist hier der Dienstag den 30. Mai 1820, morgens 10 Uhr angesetzt.“

Unter Punkt 36 ist heißt es weiter:
Der Frohnhof zu Heisterbacheroth, bestehend in Wohn –und Oekonomie- Gebäuden (mit Anschluß der Kapelle), zusammen 119 Morgen, 35 Ruthen, an Wiesen, Ackerland etc, verpachtet an Clemens Schonauer daselbst, vom 1. Januar 1812 bis Ende 1820 für jährliche Pachtabgabe von 173 Rthlr. 6 Gr. preuß Cour.; die Grundsteuer ist zur Last des Staates.    


Ob jetzt der Regierungsrat Rehfuhs als neuer Eigentümer den Hof 1819 oder 1820 erworben hat spielt heute keine Rolle mehr. Wesentlich ist, dass der Hof im Rahmen der Säkularisation versteigert und verkauft worden ist. Was über Jahrhunderte für den Fronhof ein fester Bestand war, geriet nun in Bewegung. Das Aussehen des Hofes aber auch die Eigentumsverhältnisse wechselten von nun an ständig und es fanden erhebliche Umbaumaßnahmen statt.

Der nördliche und westliche Scheunentrakt sind unter Verwendung des Abbruchmaterials von Kloster Heisterbach und des alten Vorgängerhauses so umgebaut worden, dass eine vierflügelige Hofanlage entstand.

1822, die Jahreszahl befindet sich über dem linken Torbogen, kam dieser Umbau vermutlich zum Abschluss.

Von Rehfuß ist dann der Hof an Essingh weiter verkauft worden. 
Hierüber liegen keine Jahresangaben vor.

Ein Weiterverkauf von Herrn Essingh erfolgt 1919 an einen Herrn August Lepper aus Bad Honnef, der erneut Umbaumaßnahmen durchführte. Im alten Herrenhaus wurde der Ausbau eines Speisesaals vorgenommen und damit der gesamte Mittelkomplex größer und schöner gestaltet.

In Verlängerung der neu erbauten Wirtschafthäuser rechts und links neben dem Mittelhaus sind Stallungen und Vorratsräume neu gestaltet worden.

Der angrenzende Weiher wurde angelegt und auf dem Platz nördlich des Weihers entstand ein neuer Gebäudekomplex für landwirtschaftliche Gerätschaften.

Noch alte bestehende Gebäudeteile in unmittelbarer Nähe der Kapelle sind abgetragen worden.
Als Mitte des 19. Jahrhundert die Hauptverkehrsstraße neugebaut wurde, die jetzt durch den Ort führt, wurde der Haupteingang von der Rückseite des Hofes, also von der Petrusstraße, durch den Bau der beiden Toreinfahrten - rechts und links neben dem Mitteltrakt- nach vorne verlegt.

Diese gesamten Umbaumaßnahmen erfolgten in den Jahren 1920/22, was in der Jahreszahl über dem rechten Torbogen zum Ausdruck kommt.

Ein Brand 1929 vernichtete den Scheunentrakt in dem neu erstellten Gelände für landwirtschaftliche Gerätschaften. Darauf entstand hier eine muschelähnliche Scheunenhalle.

Der gesamte Haupttrakt und das damalige Wiesengelände zwischen Dollendorfer Straße, Stenzelbergstraße und Ölbergstraße sind mit einer Betonmauer eingegrenzt worden. Die damalige Gemeindeverwaltung konnte durchsetzen, dass allein entlang der Ölbergstraße keine Mauer erstellt wurde. Verboten war das Fronhofgelände zu betreten, so auch die Kapelle, da hier kein Zugang gesichert war.

Die Bewirtschaftung des Hofes erfolgte unter einer Familie Weiler.

Die landwirtschaftliche Nutzfläche umfasste zu diesem Zeitpunkt ca. 350 Morgen (ca.875.000 qm = 935 x 935 m)

Aber schon 1924 verkaufte Herr Lepper den Hof weiter an den jüdischen Kaufmann Ottmar E. Strauß, Stahlgroßhändler in Köln. Der Fronhof verwandelte sich jetzt in einen Herrenhof. Die Landwirtschaft wurde von dem neuen Eigentümer völlig umgestaltet. Die Viehzucht erfolgte in großem Rahmen und der Ackerbau mit
modernsten Maschinen.
Als Gutsverwalter war anfangs Theo Mechtenberg und nach dessen Tod Herrn Scherbarth tätig.

Bedingt durch die politische Entwicklung in den 1930er Jahren wurde der Hof mit samt den Ländereien von Strauß 1934 an einen Herrn Leo Esser weiter verkauft, der den Hof durch die verwandte Familie Gatzweiler bewirtschaften ließ. Er selbst besaß ein Gut in der Nähe von Düren und wohnte auch dort.

Um den Verkauf 1934 durchführen zu können, benötigte der Besitzer Strauß die Genehmigung des damaligen NS-Regimes. Mit dieser Genehmigung war verbunden, dass er zu günstigen Abzahlungsmöglichkeiten 110 Morgen an das Rheinische Heim abtreten musste, die wiederum hiervon je 25 Morgen an 4 Bauern als Ergänzung zu einem Erbhof verkauften. 

Anfang der 1960er Jahre wurde der Hof einschließlich der Ländereien von Herrn Esser zum Verkauf angeboten. Da die Stadt Köln für anderweitig bereitgestellte landwirtschaftliche Nutzfläche Ersatz suchte, zeigte sie Kaufabsichten.

Nachdem Herr Esser von diesem insgesamt 35.000 qm (Englischer Garten) umfassenden Wiesengelände zwischen Stenzelberg-, Ölberg- und Dollendorfer Straße 5000 qm entlang der Ölbergstraße an privat verkauft hatte, verkaufte er im Anschluss die Restwiesenfläche und die gesamte Hofanlage mit Remise und Feldscheune, sowie das zum Hof gehörende Ackerland 1963 an die Stadt Köln, die das Ganze an eine Familie Böwen verpachtete. Neben der Landwirtschaft war die zweite Erwerbsquelle die Schweinezucht. Bald entwickelte sich das gesamte Hofgelände zu einer großen „Schweinerei“. Immer wieder gab es Beschwerden über Geruchsbelästigungen und Verschmutzungen der Bachläufe.

Ein Jahr später 1964, interessierte sich dann die damals noch selbstständige Gemeinde für eine Teilfläche von dieser zentral gelegenen Wiesenfläche und nahm Kontakt mit der Stadt Köln auf. Durch Verhandlungen, die sich über Jahre hinzogen, konnte am Ende die Gemeinde das gesamte Wiesenland preisgünstig erwerben. Mit dem günstigen Preis war allerdings verbunden, dass dieses Gelände nur für die anstehenden Projekte wie Schulneubau, Kirchenneubau, Erweiterung des Friedhofes und für einen damals noch aktuellen Sportplatz innerhalb des Ortes verwendet werden durfte. Aus diesem Bereich verkaufte die Gemeinde das Bauland an die evangelische Kirchengemeinde.

Da die Stadt Köln im Grunde nur an der landwirtschaftlichen Nutzfläche interessiert war, zeigte sie bald Verkaufsabsichten und bot dem Pächter den Hof zum Kauf an. Nur durch geschickte Verhandlungen des damaligen Bürgermeisters Müller konnte ein schon beschlossener Verkauf verhindert und das gesamte Gelände um den Weiher herum preisgünstig erworben werden.

Damit wurden die Voraussetzungen zur Schaffung des Bürgerparks und ein öffentlicher Zugang zur Kapelle gewährleistet.

Kurz vor der Gebietsreform 1969 konnte noch ein kostenloser Plan für den heutigen Bürgerpark erstellt und hierfür die Arbeiten von der Gemeinde vergeben werden.

Nachdem sich die Wogen bezüglich der Ausweisung von landwirtschaftlicher Nutzfläche gelegt hatten, zeigte die Stadt Köln wieder Verkaufsabsichten. Da durch die kommunale Neuordnung eine selbständige Gemeinde Heisterbacherrott nicht mehr bestand, wurde der Hof mit den gesamten Ländereien 1972 von der Stadt Königswinter erworben.

Schon bei der Gebietsreform waren die Überlegungen mit einbezogen, dass durch die Ländereien vom Fronhof eine bauliche Ausdehnung aus dem Rheintal nach hier möglich wurde. Heisterbacherrott galt als zentraler Punkt im neu zu gliedernden Stadtgebiet Königswinter. Im anderen Falle wären Königswinter und Dollendorf nach Bonn eingemeindet worden.
Somit waren schon beim Ankauf die Weichen gestellt, das Ackerland als Bauland wieder zu veräußern, um damit auch die Erwerbskosten des Hofes zu decken.

Erst durch Überarbeitung von Boden- und Uferbereich des Weihers, den Abbruch von Remise und Feldscheune und das Anlegen eines Platzes auf dem nun freien Gelände in den Jahren 1974/75 wurde das heutige Gesamtbild um Kapelle und Weiher erreicht.

Nach Verkauf der Gebäude an die Schlesische Landsmannschaft, für 350.000 DM, wurde im Oktober 1978 der Fronhof in einer Feierstunde in „Haus Schlesien“ umbenannt. Durch liebevolle und erhebliche Renovierungsarbeiten ist diese Hofanlage ein Schmuckstück im Siebengebirgsraum und ein Aushängeschild für den Ort geworden.