Überblick über die Geschichte der Pfarrgemeinde Ittenbach anlässlich des 300-jährigen Bestehens
"300 Jahre Katholische Pfarrgemeinde Ittenbach"

Die Siebengebirgs-Zeitung druckte 1970 den Geschichtsüberblick von Karl-Heinz Tewes ab:

1. Teil:

Ittenbach ist eine fränkische Ansiedlung und wurde bereits im Jahre 922 in einer Grundbesitzbestätigung des Kölner Erzbischofs Hermann I. unter dem Namen Idubag genannt. Aus den nächsten Jahrhunderten ist über Ittenbach nicht viel bekannt. Man weiß wohl, dass die Abtei Heisterbach Zehntherr in Ittenbach war; ihre Gebiete reichten bis weit nach Ittenbach hinein. 1660 erbauten die Einwohner an der Stelle, wo heute die Pfarrkirche steht, eine Kapelle mit Steinen der Burgruine vom Drachenfels, die Erzbischof Ferdinand während des 30jährigen Krieges im Jahre 1634 wegen der zu teuren Unterhaltung zerstören ließ. Aber erst 1667 wurde Ittenbach — bis dahin Filiale von Königswinter — durch eine Erklärung von Erzbischof Max-Heinrich selbständige Pfarrei. Gabriel Bußdorf betreute die Gemeinde bereits seit 1664 als Rektor und wurde 1667 der erste Pfarrer. Für seinen Unterhalt soll der kurfürstliche Hofrat Joh. Gabriel Fabry gesorgt haben.

Aus der Burgkapelle vom Drachenfels bekam Ittenbach auch den Altar, der heute als Josefsaltar in der Kirche auf der rechten Seite steht und noch die Wappenschilder der Herren von Gudenau und Drachenfels trägt. Die erste Glocke bekam die Kirche unter Pfarrer Joh. Matthias Preiss (1717 bis 1733). Sie trug die Inschrift: ‚S. Maria Mater dolorosa, ora pro nobis, et liberemur a tempestatibus‘ (Hl. Maria, schmerzhafte Mutter, bitte für uns um Bewahrung vor Ungewittern). Im ersten Weltkrieg wurde sie eingeschmolzen. Unter Pfarrer Plenz (1812 — 1821) erbaute die Gemeinde im Jahre 1819 das erste Schulhaus, das 30 Jahre benutzt wurde. Ein geeigneter Dorfbewohner erteilte aber nur im Winter Unterricht, da im Sommer die Kinder zur Feldarbeit benötigt wurden. 1827, als Ittenbach etwa 400 Einwohner hatte, musste die Kirche wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Da die Gemeinde keine Mittel zur Verfügung hatte, um sofort eine neue Kirche zu errichten, musste von 1827 bis 1839 der Gottesdienst in der Pastoratsscheune und später in der Schule gehalten werden.

Im Sommer 1839 konnte die neue Kirche fertiggestellt werden. Sie wurde wie die alte Kapelle der schmerzhaften Mutter geweiht. Pfarrer Scheurer aus Honnef schenkte der Gemeinde den im Renaissancestil gehaltenen Hauptaltar, den er in einer anderen Kirche erworben hatte. Dieser Altar zeigte über dem Tabernakel ein Gemälde ‚Christus am Kreuz‘, welches jedoch ursprünglich nicht hierfür bestimmt war, da diese Stelle für eine Statue ausgearbeitet war. Nach dem zweiten Weltkrieg ließ Pfarrer Hambüchen dieses Gemälde durch das von Alfons Achilles (1948 — 1949) geschaffene Schnitzwerk der heiligsten Dreifaltigkeit ersetzen. Ferner kam der alte St. Josefsaltar jetzt als Nebenaltar in die Kirche. Als zweiten Nebenaltar erhielt die Kirche einen Muttergottesaltar, eine Nachbildung des Josefsaltars. 1865 erhielt die Kirche von Pfarrer Scheurer eine Orgel geschenkt, die früher in der Kirche in Oberkassel gestanden hatte. Später ist sie unter Pfarrer Franssen und Pfarrer Kamp noch mehrmals erweitert und verbessert worden. 1841 bekam die Kirche ihre zweite Glocke, die aber auch im ersten Weltkrieg eingeschmolzen wurde.

1869 kam Pfarrer Karl Goswin Franssen nach Ittenbach. Er ließ 1880 ein neues Pfarrhaus bauen. Der Kirchturm wurde 1894 errichtet; es war die Krönung des 25jährigen Ortsjubiläums von Pfarrer Franssen. Am 11. September 1906 feierte er sein goldenes Priesterjubiläum. Er amtierte noch bis zu seinem Tode im Jahre 1910, allerdings in den letzten Jahren unterstützt durch den Hauskaplan Jos. von Kessler. Unter Pfarrer Klais, der 1914 die Pfarrei übernahm, wurden 1923/24 der Chor und die Sakristei angebaut. Im Jahre 1926 erhielt die Gemeinde zwei Glocken, die während des zweiten Weltkrieges abgegeben werden mussten, wovon 1947 allerdings eine wieder zurückkam. Ende der zwanziger Jahre litt auch die Gemeinde Ittenbach sehr unter der Arbeitslosigkeit, die nur durch den Straßenbau im Jahre 1928 unterbrochen wurde.

Die Zeit des Nationalsozialismus brachte große Schwierigkeiten für die gesamte Gemeinde. Mehrmals wurde Pfarrer Klais wegen ‚staatsfeindlicher‘ Predigten angezeigt. 1933 beschlagnahmte man die Akten des 1929 gegründeten Katholischen Arbeitervereins. Der Arbeiterverein musste in Zukunft seine Zusammenkünfte einstellen und wurde schließlich ganz aufgelöst. Katholische Zeitungen und Zeitschriften durften nicht mehr erscheinen. Schwere Krankheiten veranlassten Pfarrer Klais im Jahre 1942 in den Ruhestand zu treten. Nach kurzer Tätigkeit von Pfarrer Fetten übernahm Pfarrer Heinrich Hambüchen im Jahre 1943 die Pfarrstelle. In diesem harten Kriegsjahr und in den folgenden Jahren wurde das Fest der schmerzreichen Mutter mit einer Festoktav feierlich begangen. In den letzten Kriegsmonaten konnte wegen der schweren Kämpfe im Siebengebirge kein Gottesdienst mehr gehalten werden. Viele Einwohner mussten als Soldat oder als Zivilist ihr Leben lassen.

Der auf dem Gelände des Laagshofes angelegte Soldatenfriedhof legt Zeugnis von den furchtbaren Kämpfen gegen Ende des Krieges ab. Ehe die deutsche Kriegsgräberfürsorge die Betreuung übernahm, haben Dorfbewohner und die Schwestern vom Armen Kinde Jesu, die seit 1945 in der Pfarrei, in Schule, Jugendarbeit und Caritas tätig waren, die Gräber gepflegt. Am Pfingsttag 1946 wurde das Bild der schmerzreichen Mutter geweiht. Die Ursuline M. Coelestine, eine Schwester von Pfarrer Hambüchen, hat dieses Bild geschaffen. Während der Kämpfe im Siebengebirge versorgte die Künstlerin mit Pfarrer Hambüchen viele Verletzte und sterbende Soldaten im Pfarrhaus.

Beim Anblick dieser Sterbenden gedachte die Künstlerin der vielen schmerzreichen Mütter dieser Erde und versprach, der schmerzreichen Mutter Jesu ein Bild zu schaffen, aus dem die Herzen der irdischen Mütter Trost und Kraft schöpfen sollten. Ittenbach wurde zu einem Wallfahrtsort. Viele Pilger aus allen Gegenden kamen und kommen heute noch zum Soldatenfriedhof und zum Bild der schmerzhaften Mutter, das jetzt in der von Pfarrer Hambüchen erbauten Marienkapelle steht, und beten um die Fürbitte der Gottesmutter für ihre gefallenen oder vermissten Angehörigen. 1950 wurde ein Buch der Vermissten ausgelegt, in das jeder den Namen seiner vermissten Angehörigen eintragen kann. In der Nähe des Soldaten-Friedhofes hat Pfarrer Hambüchen in den fünfziger Jahren begonnen, einen Kreuzweg anlegen zu lassen, der in nächster Zeit vollendet werden soll. Unter Pfarrer Hambüchen entstand die Josefskapelle, die zugleich als Leichenhalle benutzt wird."

2. Teil und Schluß
Da die Ittenbacher Dorfkirmes schon seit langer Zeit am Sonntag nach dem Fest des heiligen Lukas am 18. Oktober gefeiert wurde, erklärte man den hl. Lukas zum zweiten Pfarrpatron. Eine Plastik aus dem Kloster Heisterbach, die in der Marienkapelle steht, zeigt den hl. Lukas. Ebenso aus dem Kloster Heisterbach kommt die aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende Mariensäule, die im Marianischen Jahr 1950 auf dem Marienplatz aufgestellt und von Prälat Feckes geweiht worden ist.
Im Jahre 1964 erhielt die Pfarrgemeinde fünf neue Glocken, die am dritten Adventssonntag feierlich geweiht wurden.
Dem intensiven Bemühen Pfarrer Hambüchens ist es zu verdanken, daß die Gemeinde jetzt ein großes, schönes Gotteshaus und eine neue, moderne Bücherei besitzt, die beide von Architekt Fritz Wolfgarten entworfen wurden. Die Einwohnerzahl Ittenbachs ist nach dem Kriege stark gestiegen. Während die Zahl von 1930 bis Ende des Krieges fast konstant bei 800 blieb, ist sie jetzt um mehr als das dreifache auf etwa 2 700 angewachsen.

Das Foto zeigt die erweiterte Ittenbacher Pfarrkirche (vom Friedhof aus gesehen)

Bild von 1970
Text: Karl-Heinz Tewes; Fotograf: unbekannt
Quelle: Siebengebirgs-Zeitung Nr. 47 v. 27.11.1970

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Raum: Katholische Kirche Vitrine: Katholische Pfarrkirche Ittenbach
Raum: Katholische Kirche Vitrine: Geschichtliches
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