Erinnerungen an den Steinabbau in den Steinbrüchen auf der Perlenhardt

Josef Leven, Urenkel des ursprünglich aus Aegidienberg stammenden Anton Leven, hatte seine Familienerinnerungen samt den Erinnerungen an die familiären Steinbrüche auf der Perlenhardt in einem Tagebüchlein in Sütterlin-Schrift festgehalten. Josef Levens Vater Gieratz (Gerhardt) war früh verstorben und hatte seiner Frau und seinen Kindern einen steinbruch hinterlassen.
Ebenfalls auf der Perlenhardt betrieb der aus Tirol stammende Johann Kneiseler einen steinbruch auf dem Gelände der Gemeinde Honnef.
Manfred Wilhelmy fasst die Tagebucheinträge und die Konkurrenzsituation im Folgenden zusammen:

"1903 erfuhren die Levens, dass ihr Konkurrent, Johann Kneiseler, der in der Nähe des steinbruchs der Levens einen steinbruch von der Honnefer Gemeinde gepachtet und fast 50 Jahre lang betrieben hatte, sich mit der Absicht trug, sein Geschäft abzutreten, weil der in der Nähe des Margarethenhofs ein Hotel erbaut habe. Herr Kneiseler ließ durch den Herrn Thomas wissen, dass den Levens, wenn sie beabsichtigten, das Geschäft abzukaufen, ein Vorkaufsrecht eingeräumt werde, bevor andere Interessenten etwas erführen. Es wurde vermutet, dass die steinbruchbetreiber Bachem oder Spindler aus Königswinter an dem Objekt interessiert sein könnten. Damit diese Konkurrenz für die Levens nicht entstünde, entschlossen sie sich, trotz aller Bedenken, den Kneiselerschen Betrieb einschließlich Werkzeug und 15 bis 20 Arbeitern für 1600 M zu übernehmen. Die Summe wurde durch 4 Wechsel gedeckt, die innerhalb eines Jahres eingelöst werden mussten. Heinrich Leven war zunächst für den steinbruch zuständig und schaffte einen Kranarm mit Winde an (siehe rechts im Bild), damit die schweren Lasten gehoben werden konnten. Zunächst erbrachte der steinbruchbetrieb einen auskömmlichen Gewinn.

Die Nachfrage nach Bruchsteinen wurde durch den Gebrauch anderer, leichter zu handhabender Baumaterialien verringert, sodass die Arbeit im steinbruch rückläufig war. Kurz vor dem 1. Weltkrieg baute Herr Mülhens das Hotel Petersberg und dazu die Petersbergauffahrt. Für die Baumaßnahmen wurden auch Bruchsteine verwendet. Die steinbruchfirma Bachem aus Königswinter hatte den Auftrag für die Arbeiten für den Herrn Mülhens nicht angenommen. Der Herr Mülhens wusste, dass die Levens den Auftrag unbedingt, selbst wenn die Sache risikoreich war, übernehmen würden. Er zögerte und handelte ein Zeit lang. Als er den Auftrag endlich erteilte, war es Herbst geworden und damit stand schlechtes Wetter und die Winterzeit vor der Tür. Unter schlechten Wetterbedingungen wurde im steinbruch bis abends 7 Uhr gearbeitet. So kam es dann, dass ein große Menge der Bruchsteine dem Herrn Mülhens nicht gefielen und er die Abnahme verweigerte. Dadurch musste der steinbruch geschlossen werden.
Später hat der Anton Leven, der an der "Eiche" wohnte, den steinbruchbetrieb wieder aufleben lassen. 1938 wurde für den Autobahnbau talseitig ein Stück Böschung abgebaggert, wodurch der jetzige, vom Kantering anfahrbare Parkplatz entstanden ist."

Den ursprünglichen Levenschen steinbruch, an den heute noch der "Collin´s Weiher" erinnert, hatte die Familie 1916 samt einem großen Grundstück an den aus Dortmund stammenden Kaufmann Collin verkauft.

In den Steinbrüchen des Siebengebirges fanden im 19. Jahrhundert viele Menschen Arbeit und Brot. Das änderte sich, als durch die vom Kaiser selbst verliehenen Enteignungsrechte im Jahr 1899 dem Naturschutz als "Nationale Angelegenheit" vor dem weiteren Abbau der Berge Rechnung getragen wurde und die preußische Regierung den Drachenfelsgipfel aufkaufte.
30 Jahre lang hatte sich der 1896 gegründete Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) dafür eingesetzt, dass der Zerstörung der Natur Einhalt geboten wurde. Seit 1880 hatte er selber Flächen erworben, um sie dem Naturschutz zuzuführen. Viele Steinbrüche wurden in der Folgezeit geschlossen.
"Mehr als 40 Steinbrüche zählte das sagenumwobene Siebengebirge einst... Abgebaut wurden die vulkanischen Natursteine Trachyt, Tuff, Latit und Basalt", so berichtet der General-Anzeiger. "An den Rändern des Siebengebirges herrschte hingegen noch bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts ein intensiver Basaltabbau. Der sich neben dem Hühnerberg befindliche steinbruch Eudenberg, der ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb genommen wurde, bestand sogar noch bis Mai 1967."

Zum vollständigen Artikel von Sabrina Bauer im General-Anzeiger siehe Link unten

Bild im Museum vom Kneiselerschen steinbruchbetrieb - siehe Link unten

Bild von 1905 (ca.)
Text: A. Hirzel und M. Wilhelmy; Fotograf unbekannt
Quelle: Bildarchiv VVI (A. Hirzel)
Marker Zum Artikel im General-Anzeiger online vom 18.8.2016 - Marker Bild vom Kneiselerschen Steinbruchbetrieb

Raum: Gewerbe Vitrine: Steinbrüche
Raum: Familien Vitrine: Familie Leven
Dieses Bild wurde 1427 Mal angesehen
Datensatz 870 wurde zuletzt bearbeitet von bs/ah/bs/ah am 28.07.2023 um 13:50 Uhr
Nachricht Information / Anmerkung zum Bild verschicken