Prinz Franz I. regiert „ze Plees" - Prunkvolle Proklamation

Aus der Siebengebirgs-Zeitung:

Kaplan und Amtsdirektor "en de Bött"

Wor dat en SpeIl ze Plees, als de Müllenholz Franz als Prinz proklamiert wutt! Do ressen die Jecke de Ooge op, als der Franz met singem Edith en de Saal erenn kom, begleitet vun de blau-wieße Funke, denn met demm Franz als Prinz hatt wohl keene gerechnet. Un dobei wor dat Ooos och noch kurt vürher mem Westhovens Erich objetrodde! Sugar der Erich wor platt, als de Franz erenn kohm. Ja, su senn die Pleese Jecke, die maachen alles esu spannend wie et nur mühelig ess.

Ja, man darf sagen, auch in diesem Jahr hatten es die Verantwortlichen der Narrenzunft „mem Zimmermanns Jupp ahn de Spetz" verstanden, den Namen des „Fastelovendsherrschers" so lange wie möglich geheim zu halten. Und dies ist wirklich wieder gelungen, denn kaum einer, noch nicht einmal die Mitwirkenden wussten, dass Franz 1. und Edith 1. den Narrenthron besteigen würden.

Man hatte aber auch eine gute Wahl getroffen, denn Franz Müllenholz gehört seit Jahren zu den bewährten Fastelovendsjecken der Narrenzunft, und seine Frau Edith dürfte jedem Einheimischen „als et Edith vom Bramkamps Ött" bekannt sein. Die Organisatoren hatten bei der Auswahl des Prinzenpaares den Nagel auf den Kopf getroffen, denn der Beifall der im Saale „vom Post-Mattes Hein" versammelten Narren erbrachte den Beweis, dass man mit der Wahl des Prinzenpaares einverstanden war. Beim Einmarsch gab es stürmischen Jubel. Es dauerte einige Zeit, bis das Prinzenpaar auf der Bühne ankam, wo es vom Präsidenten Helmut Reuter und den anderen Offiziellen empfangen wurde. Helmut Reuter strahlte sein schönstes Lächeln aus (datt Annemie däht sage, su hätt der lang nett mie gelaach), als er die Tollitäten begrüßen konnte.

Dä Wirtz Kurt leef hin und her, domett och alles jot klappe däht, un de Webers Anton, de Bürgermeste, mehnte, dat wör de spannendste Moment vun de janze Sitzung. Er dät dat Prinzenpaar lovve und mehnt, su jet „Schönes" hätt et ze Plees lang net mie jejovve. Er dät demm Prinz de Regierungsjewalt övverdrage, un donoh jing de Meurersch Pette, de Amtsdirektor, en de Bött. Och der wor staats en Form, denn wat er sagen däht, hatt Hand un Fohs. Vor allem däht er de Pleeser verteidige op demm Gebiet von de Raumordnung. Wie er sagen däht, lossen de Pleeser net de Ap met sich maache. Se wolle net noh Beuel un och net noh Winter, denn do wören se suwiesu nur de „Hintere". Evver och et Rothuus dät demm Petter net su arg jefalle, er mehnt nämlich, ett wör vun usse sachlich, vun enne Köhl un hätt esu et richtige Moment für en Amtsschimmeljeföhl."

Bürgermeister Anton Weber ehrte das neue Prinzenpaar in gewohnter Art, und Prinz Franz machte es sehr kurz und bat seine Untertanen um treue Gefolgschaft. Es gab Orden, Blumen und viele „Plees Alaafs" für alles, was sich bei der Proklamation auf der Bühne versammelt hatte.

Un dann däten de Funke danze. De Bellinghusens Hubäät däht kommandiere, obwohl se denn vürher jetredde hatte, weil er noch emme Jungjesell wör, un et Schons Ruth un de Dahs Rüdger schmessen de Behnche, un die andere Funke woren stolz, dat se ihr Klabüß huhahle kunnte. De Prinz nohm de Vorbeimarsch aff, un ett Edith däht en der Zeck fleißig klatsche. Datt Danze maat evve och all der Zuschauer Freud, zumal et Ruth seng Behnche schmieße däht wie noch nie. Der Rüdger hatt Arbeet, demm sing Temperament zebändige, obwohl et Ruth dat nur wägen demm feine Prinz jedonn hätt.

Ja, es war eine gelungene Proklamation an die man in Oberpleis noch lange denken wird. Helmut Reuter betonte, dass das Prinzenpaar aus echtem Pleeser Geblüt stamme, und der bisherige Prinz Paul übergab (ohne Badehose) dem neuen Regenten das Zepter. Auch der Adjutant Kurt Wirtz half mit, dass die Krönung der Tollitäten vollzogen werden konnte. Er hatte aber auch so Arbeit genug, denn er musste die Urkunde mit den prinzlichen Verfügungen festhalten. Dass die närrischen Untertanen ob so viel Jeckheit begeistert waren, müsste eigentlich gar nicht erwähnt werden. Jedenfalls durfte sich die Proklamation „sehen lassen", denn sie war ein Beweis für „dat richtige Plees". So war es verständlich, dass Präsident Helmut Reuter unterstrich: „Plees ess Plees un bliev Plees!" Mit Vorträgen, Büttenreden und Gesang versorgten die im Pleeser Karneval bekannten Kräfte die Besucher, und es war wieder besonders schön, dass man viele lokale Begebenheiten „bewitzelte". Dass dabei die kommunale Neuordnung ebenso wie die Ratssitzungen und die Gemeindevertreter „bearbeitet" wurden, kann man nur noch als selbstverständlich betrachten, denn es wird wohl kaum mehr belacht, als wenn sich der Lichtenbergs Erich seleffs durch denn Kakau trik.

In fast allen Vorträgen und Büttreden wurde „Lokales" durchgehechelt. Schon bei der Begrüßung durch Kaplan Bauer fing es an, denn der Präses der Kolpingssöhne bezeichnete die Realschule als „Bildungsnotstands-Milderungs-Anstalt". Auch Pfarrer Stein bekam in der Ansprache seines „Gehilfen" etwas ab, denn Kaplan Bauer sprach auch vom Beginn „der Steinzeit" in Oberpleis. Der Mies Hans Robert bewährte sich wieder als Protokollarius, wobei er „seine Zunftbrüder" intern beleuchtete. Matthias Müllenholz, der singende Jeck vum Auel, sorgte mit seinen Liedern dafür, dass auch tüchtig geschunkelt wurde. Es sangen die „drei Drühe" und die vier Oberpleiser botze, en de Bött jingen de Gratzfelds Jupp, de Schütze Bumm, de Westhovens Erich un de Dahs Bernd Wellem als „Mann aus dem Volke". Erstmalig sah man K. D. Freund als geplagten Bauherr und E. Neuenfels als "Dichter vom Düwels Arsch", aber auch Baron Brimskiy mit seinem Diener fehlte nicht. Alle „Stars" waren wieder eigenes Gewächs, nur die Eudenbacher Rot-Weißen-Fünkchen hatte man „importiert". Hier wurde gutnachbarliche Freundschaft demonstriert. Die Fünkchen waren gut in Form, und das neue Tanzpaar Willi Weber und Renate Elsholz „glänzte".

Bild von 1968
Fotograf: Karl Balensiefen; Festschrift Narrenzunft Oberpleis
Quelle: Siebengbirgs-Zeitung Nr. 6 vom 09. 02.1968
Zur Verfügung gestellt von Paul Winterscheidt

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