Franz Bellinghausen, Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr Uthweiler

"Die geschichtliche Entwicklung der Uthweiler Feuerwehr

Am kommenden Montag, dem 1. Mai 1967 wird in Uthweiler das neue Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Uthweiler eingeweiht. Wir haben diesen Festtag zum Anlass genommen, um einmal über die nun 38-jährige Geschichte der Wehr zu berichten. Allerdings ist man auf nur wenige Informationsquellen angewiesen, und man kann nur an Hand der noch vorliegenden Protokollbücher berichten und aus der mündlichen Überlieferung der Alten schöpfen.

„Gott zur Ehre dem nächsten zur Wehr!"
 
Ehre den Männern, die sich unter diesem Wahlspruch am 20. 2. 1929 in einer Dorfversammlung in der Gaststätte Ludwig Zaun in Uthweiler zusammenfanden, um den Grundstein für die Freiwillige Feuerwehr zu legen. Was war dieser Versammlung vorausgegangen? Wie in vielen ländlichen Bezirken, lag um die Jahrhundertwende auch in dem zur Gemeinde Oberpleis gehörenden Ort Uthweiler die Feuerbekämpfung noch sehr im argen. Zwar standen auf dem Bönnschen Hof und bei der Baumschulfirma Dahs & Reuter je eine kleine Handdruckspritze für einen evtl. Notfall bereit, aber es fehlte im Brandfalle die ausgebildete Bedienungsmannschaft.

Als dann Ende des Jahres 1928 das Anwesen von Johann Reuter brannte, war die Not wieder einmal groß. Alles, was helfen konnte, half, aber es fehlten die notwendigen Geräte und vor allem die Organisation zur Bekämpfung des Brandes. Erst als der Verwalter der Baumschulfirma Dahs & Reuter, Herr Franz Bellinghausen, mit der Belegschaft der Firma anrückte, konnte mit Hilfe einer kleinen Handdruckspritze das Feuer gelöscht werden.
 
Nach diesem Vorfall überlegten einige Uthweiler Bürger, eine organisierte Selbsthilfe zu gründen. Die Vorbereitungen und Planungen zogen sich bis in das Jahr 1929 hin, bis am 20. Februar 1929 endlich die Gründung erfolgen konnte.

Aus der Gründerzeit hat die Chronik folgendes festgehalten:
 
Am Sonntag, dem 10. März 1929 fand eine Besprechung Uthweiler Bürgern, dem Kreisbrandmeister und dem Bürgermeister Hahn vom Amte Oberpleis auf dem Bürgermeisteramte statt. Das Ergebnis dieser Besprechung war, dass der Gedanke der Freiwilligen Feuerwehr in Uthweiler nicht nur gebilligt, sondern auch begrüßt wurde. Die Gemeinde könne nicht ihre Zustimmung versagen, da sie ja gesetzlich Förderer des Feuerlöschwesens sein muss, andererseits aber auch von der Notwendigkeit eines Feuerschutzes vollkommen überzeugt ist.

Der Kreisbrandmeister legte in seinen Erläuterungen auch eine Kostenaufstellung vor. Es wurden folgende Punkte als festes Ergebnis für die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr festgehalten: 1. Zum Löschbezirk gehören die Orte Uthweiler, Freckwinkel, Jüngsfeld, Elsfeld, Wahlfeld, Thelenbitze, Niederbuchholz und Bönnnschenhof. Ferner erklärte sich die Wehr bereit, dem benachbarten Orte Blankenbach, das zur Bürgermeisterei Hennef gehört, Hilfe zu leisten. Selbstverständlich muss auch über diesen Bezirk hinaus auf Anforderung Hilfe geleistet werden.

1.Der heute 76jährige Herr Franz Bellinghausen war von der Gründung der Wehr im Jahre 1929 bis 1934 Brandmeister; dann wurde er zum Amtsbrandmeister ernannt.
 
2. Die Bewohner des Ortes Blankenberg, die sich zur Freiwilligen Feuerwehr gemeldet haben, sind sehr willkommen.
 
3. Die Gemeinde wird zunächst die Kosten zur Beschaffung der Geräte und die Beiträge übernehmen. Zwecks Uniformierung wird eine Haussammlung veranstaltet.
 
4. Besondere Vorkommnisse, die aus der Zugehörigkeit der Wehrmänner zur Freiwilligen Feuerwehr Uthweiler entstehen könnten, regeln die Bürgermeister der drei Gemeinden
Oberpleis, Stieldorf und Hennef unter sich.
 
5. Erster Brandmeister wurde Herr Franz Bellinghausen aus Jüngsfeld und zum stellvertretenden Brandmeister wurde Herr Michael Jonas aus Uthweiler ernannt.
 
6. Bei der Aufstellung der Wehr am 10. März 1929 ergab sich folgender aktiver Mitgliederbestand:
 
Franz Bellinghausen, Jüngsfeld
Jonas, Uthweiler
Kerl Sassen, Thelenbitze
Michael Dahm, Uthweiler
Heinrich Reuter, Jüngsfeld
Karl Heusen, Uthweiler
Anton Lichtenberg, Uthweiler
Peter Jonas, Freckwinkel
Ludwig Zaun jun., Uthweiler 
Heinrich Lichtenberg, Uthweiler
Peter Lichtenberg, Uthweiler
Johann Lichtenberg I,  Uthweiler
Johann Herchenroth, Uthweiler
Christian Weiß, Wahlfeld
Peter Rörig, Uthweiler
Wilhelm Jonas, Uthweiler
Gottfried Hartmann, Uthweiler
Michael Lehmacher, Uthweiler
Heinrich Jonas, Freckwinkel
Theodor Müller, Jüngsfeld
Franz Schurff, Elsfeld
Johann Lichtenberg I, Wahlfeld
Michael Lichtenberg, Wahlfeld
Heinrich Müllenholz, Wahlfeld
Peter Behr, Wahlfeld
Karl Tentler, Niederbuchholz
Anton Müller, Blankenbach
Anton Welter, Blankenbach
Fritz Weiler, Oberpleis
Wilhelm Herchenroth, Oberpleis
Heinrich Löllgen, Freckwinkel

An Männern und deren gutem Willen mangelte es der neuen Wehr nicht, aber die notwendigsten Ausrüstungen fehlten vorerst noch. Eine alte Hand- und Druckspritze war zwar noch vorhanden und daran erfolgten die ersten Unterweisungen und Übungen. Die Uthweiler Wehrmänner wußten sich auch hier zu helfen. Am Sonntag, dem 21. Juli 1929 veranstalteten sie in einem Festzelt der Wwe. Josef Reuter ein großes Werbefest, dessen Reingewinn zur Anschaffung von Ausrüstungsgegenständen dienen sollte. Durch den zahlreichen Besuch - es nahmen mehrere auswärtige Wehren an dem Feste teil - gelang es der F. F. Uthweiler, einen ansehnlichen Reinertrag übrig zu halten. So konnte bereits Anfang August 1929 in Verbindung mit dem Bürgermeisteramt in Oberpleis eine gebrauchte, aber noch gut erhaltene Saug- und Druckspritze angeschafft werden.

Ferner erhielt die Wehr dringendst notwendige Schläuche und Kupplungen. Die Druckspritze wurde durch Pferdezug fortbewegt. Für das Gespann sorgte der Landwirt Heinrich Rörig aus Uthweiler. Nun waren die Wehrmänner schon wesentlich beweglicher. Unter der gestrengen Aufsicht von Brandmeister Franz Bellinghausen wurde sofort mit der Ausbildung begonnen und mancher Schweißtropfen floß bei den Exerzier-Übungen. Der Erfolg blieb nicht aus. Die von Brandmeister Bellinghausen geleitete Wehr galt bald als die schlagkräftigste in der Gemeinde Oberpleis. Ihre Schnelligkeit und gute Organisation konnte die Wehr schon bald bei ihrem ersten Einsatz unter Beweis stellen. In der Nacht vom 18. zum 19. August 1929 brannte das Anwesen der Frau Wwe. Winter in Oberpleis. Schon wenige Stunden nach Ausbruch des Feuers gelang es der Freiwilligen Feuerwehr Uthweiler den Brand zu löschen.
 
Im September des Jahres 1929 wurde die Wehr endlich auch mit Uniformen ausgerüstet, die die Wehrmänner zum Teil selber bezahlten. Vom Regierungspräsidenten in Köln wurde die F. F. Uthweiler am 02. 10. 1929 schließlich auch amtlich anerkannt und wenige Tage später erfolgte von der gleichen Stelle die offizielle Ernennung des Brandmeisters und seines Stellvertreters. Damit wurde die F. F. Uthweiler als offiziell anerkannte Feuerwehr des Amtes Oberpleis eingesetzt.

Aus den Anfangsjahren der Wehr
 
Das Jahr 1930 brachte gleich zu Anfang (2. Februar 1930) eine große Leistungsübung in Oberpleis, an der zahlreiche Wehren aus dem Siegkreis teilnahmen. Unter der Aufsicht des Branddirektors des Kreisfeuerwehrverbandes und des Kreisbrandmeisters, gelang es der Uthweiler Wehr, einen guten Platz in der Bewertung einzunehmen. Im November 1930 konnte die Wehr wieder einmal ihre Schlagkraft beweisen, als es galt, den Brand des landwirtschaftlichen Anwesens Bäßgen in Wahlfeld zu bekämpfen.

Im  April 1931 weilte der Kreisbrandmeister zu einer Besichtigung der Feuerwehrgerätschaften in Oberpleis. Hierbei stellte er fest, dass die Geräte in einem recht unwürdigen Unterbringungsraum abgestellt waren. Er ordnete an, dass sie sofort in ein Gerätehaus direkt neben der Schule in Oberpleis gebracht werden mussten. Dieses Haus hat im Volksmund bis heute den Namen „Das Spritzenhaus" behalten. Am 17. Mai 1931 wurde die Wehr zu einem großen Waldbrand am Hühnerberg gerufen, der erst in tagelanger Bekämpfung unter Kontrolle gebracht werden konnte.

1932 und 1933 nahm die F. F. Uthweiler an zahlreichen Übungen im Siegkreis teil, so z. B. in Bad Honnef und Much. Durch ständige Übungs- und Schulungsabende hielt sich die Wehr in Form und war dank der Einsatzfreudigkeit der Wehrmänner in bester Ordnung. Am 29. Oktober 1933 erhielt die Wehr endlich die sehnlichst erwartete Motorspritze von der Gemeinde Oberpleis überreicht. Mitte des Jahres 1934 übernahm Karl Sassen als Kommissarischer Brandmeister die Leitung der F. F. Uthweiler. Unter seiner Führung wurde zunächst einmal der Löschbezirk der F. F. Uthweiler neu festgesetzt. Er umfasste nunmehr die Orte: Oberpleis, Weiler,  Herresbach, Hünscheid, Siefen, Frohnhardt, Rübhausem, Pleiserhohn, Wahlfeld, Bönnschenhof, Elsfeld, Jüngsfeld, Uthweiler (beide Gemeinden), Thelenbitze, Niederbuchholz, Freckwinkel (beide Gemeinden), Bockeroth, Düferoth, Friedrichshöhe, Ober- und Niederscheuren.
 
Das Jahr 1935 brachte eine kleine Sensation für die Feuerwehr in Uthweiler. Die Wehr erhielt ihr erstes Motorfahrzeug. Es war ein amerikanischer Wagen, der mit einem 8-Zylinder-Reihenmotor versehen war. Was war das für eine Gaudi, wenn das knatternde und qualmende Ungetüm Schlauchkarre und Druckspritze hinter sich herziehend durch die Straßen des Amtes Oberpleis fuhr! Immerhin wurde die Wehr durch die Anschaffung dieses Wagens noch beweglicher und leistungsfähiger. Das Jahr 1935 brachte auch einen Wechsel in der Führung der Wehr. Neuer Brandmeister wurde Christian Weiß, der dieses verantwortliche Amt in den Jahren des 2. Weltkrieges ausübte.
 
Die F. F. Uthweiler im 2. Weltkrieg
 
Der Zweite Weltkrieg stellte die Freiwillige Feuerwehr Uthweiler vor ungeahnte schwere Aufgaben. Fast der gesamte Mannschaftsbestand wurde nach und nach zum Heeresdienst einberufen. Sicherlich fand man in den älteren Jahrgängen noch einigermaßen Ersatz, aber von einer gutbesetzten Mannschaft konnte nicht mehr die Rede sein.

Trotzdem wurde den in der Heimat verbliebenen Wehrmännern nichts geschenkt. Heldentum wurde auch von der Feuerwehr verlangt. Durch pausenlosen Fliegeralarm standen die Männer immer in Bereitschaft. Oft abgekämpft, verräuchert und verdreckt wie die Soldaten, die aus den Schützenlöchern kamen, kehrten sie heim von den Einsätzen, und waren doch nur Männer im blauen Rock.

 

Bild von 1967
Text- und Bildbearbeitung: Paul Winterscheidt, Franz Bellinghausen
Quelle: Siebengebirgs-Zeitung Nr. 17 vom 28. 04 1967; Bericht: Heinz Wicharz
Zur Verfügung gestellt von Heimatverein Siebengebirge e.V. Königswinter

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