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50 Jahre „Kammerorchester Oberpleis e.V.” Königswinter seit 2001 „Sinfonia Königswinter" von Kurt Wirtz
Im Herbst 1947 trat ein junger Mann aus Hennef/Sieg mit 17 1/2 Jahren beim Kapellen-Chor in Uthweiler seine erste Chorleiterstelle an. Das Honorar für Proben und Aufführungen betrug 5,00 RM (Reichsmark), das war der Gegenwert in jener Zeit vor der Währungsreform 1948 zur DM (Deutsche Mark) - der Gegenwert EINER amerikanischen Zigarette. Dazu gab es vor den Proben bei Jupp Reuter ein Abendessen, was in dieser Zeit einen nicht hoch genug einzuschätzenden Wert darstellte und an den Aufführungs-Sonn- oder -Feiertagen ein Mittagessen, meistens bei Franz Jonas in Frechwinkel, aber auch „beim Dahms Michael“ und den Geschwistern Pütz und anderen Uthweiler Familien. Der junge Chorleiter fand einen kleinen, aber stimmlich gut disponierten Gemischten Chor vor: Der Sopran erreichte leicht das zweigestrichene G, der Alt war klar und kräftig, für den Tenor gab es keine Schwierigkeiten für die Höhe bis zum eingestrichenen A, und der Bass lieferte ein sattes Fundament. Unter diesen guten Voraussetzungen sollte die „Missa brevis in hon. St. Johannis de Deo in B-Dur“ von Joseph Haydn, genannt „Kleine Orgel-Solo-Messe", einstudiert werden. Dazu gehören aber Streicher. Die waren auch bald gefunden in Peter Meurer, späterer Amtsdirektor, Karl Meurer, späterer Hauptschul- Rektor und Walter Bernstein, Prokurist bei „Haus Neuerburg" in Köln. So stand also diesem Vorhaben nichts mehr im Wege, und so wurde die Messe einstudiert und mehrfach aufgeführt. Bereits 1949 wurde aus dem Streich-Trio ein Streich-Quartett. Reinhard Meurer war aus russischer Gefangenschaft heimgekehrt und brachte eine Geige mit, auf der er im Gefangenen-Orchester die Bratschen-Stimme gespielt hatte. Dieses Instrument hatte er in der Gefangenschaft mit einem Schreiner gebaut. Als Werkzeuge hatten Messer und Glasscherben gedient. Es befindet sich jetzt im Besitz seines Sohnes Dieter. Durch diesen Umstand musste Karl Meurer nun seinem „Bratschen-Bruder" Reinhard Platz machen, rutsche damit in ins Bassregister und musste von nun an Cello spielen. Mit diesem Quartett und dem Kapellen-Chor wurde in Uthweiler nun oft gemeinsam musiziert. Seit dieser Zeit hat Margot Dahs, nun schon über 50 Jahre Margot Kremer, dieser Gruppe als Virginalistin, ob an Harmonium, Cembalo, Orgel, aber im besonderen am Klavier, ihre Dienste mit eingebracht, sogar Klavierkonzerte mit uns aufgeführt. Als der bereits oben erwähnte „junge Mann" am 1. August 1952 seinen offiziellen Dienst als Kantor Kurt Bruno Wirtz an der Propstei-Kirche St. Pankratius Oberpleis antrat, band er dieses „Meurer-Quartett" natürlich in sein kirchenmusikalisches Konzept mit ein. Unterstützt von Pfarrer Hans Wichert, selber Geiger, fand nun Instrumental-Musik, beim Generalvikariat in Köln nicht gern gesehen, verstärkt Eingang in die musikalische Praxis an St. Pankratius. Durch die Aufführungen dieser Musik aufmerksam geworden, fanden sich immer mehr Interessierte, die in dieser Weise mitmusizieren wollten, als da anfangs waren: Heinrich Breuer, Johann Quirrenbach, Alfred Pickel, Heinrich Pannenbecker und Fritz Rösgen. Dieser Kreis fand sich nun bereits seit 1952 zusammen und probte ohne besonderen Terminplan nach Bedarf anfallender Aufgaben, insbesondere jedoch zur Gestaltung der Gottesdienste und Feiern in St. Pankratius, der aber auch mitwirkte bei vielen Anlässen anderer Art oder diese sogar gänzlich gestaltete. Die Zahl der Geigen war inzwischen schnell gewachsen, doch es fehlte an Bratschen und Celli. Reinhard Meurer hatte inzwischen durch Hedda Wedde Unterstützung erfahren, aber es fehlte das Gewicht im Bassregister. Da saß Karl Meurer immer noch alleine mit seinem Cello. Ob nun folgende Begebenheit Ausschlag gebend gewesen ist, lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen. Jedenfalls erwischte sich Heinrich Breuer eines Tages bzw. eines Abends, dass er seinen Zigarrenstummel noch im Mundwinkel hatte, während die ersten Noten bereits gespielt waren. (Wie man sieht, die Proben fanden in einer lockeren und gelösten Atmosphäre statt.) Nun erschien Heinrich eines Abends mit einem unförmigen Kasten zur Probe, und was packte er aus: ein Violoncello! Damit deckte er zwei Probleme ab: Der Brandherd (Zigarre) war weiter vom eventuellen Brandopfer entfernt, und das Orchester hatte ein 2. Cello hinzu bekommen. Schon bald kam ein drittes Cello mit Albert Seibert hinzu, aber es fehlte noch immer ein Kontrabass. Da kam dem Dirigenten ein Zufall zu Hilfe: Auf dem Heuboden einer Scheune entdeckte er ein Instrument, das aus der Ferne wie ein Kontrabass aussah, aber beim näheren Hinschauen alles andere als ein Bass war. Das Instrument war völlig aus dem Leim, der Boden war gänzlich ramponiert und teilweise gar nicht mehr vorhanden. Nun dachte er sich, irgendwie zusammengeschustert wird er wohl noch für Karneval zurechtzuflicken sein. Gesagt, getan: Mit Hilfe des Schreiners Wilhelm („Hoofs“) Bellinghausen und viel Optimismus wurde daraus tatsächlich wieder ein richtiger Kontrabass. Da die Lackschäden erheblich waren, wurde er total abgeschliffen und neu lackiert, und zwar von einer „Spezialfirma für solche Spezialaufgaben", nämlich der Möbelfirma Brune. Nun sah er wieder prächtig aus und - das war die größte Sorge - er klang auch noch recht akzeptabel. Als nun Albert Seibert erfuhr, dass der Dirigent einen Kontrabass besaß, war er sofort bereit, vom Cello auf den Kontrabass umzusteigen. Dieser Kontrabass hat dem Orchester dann viele, viele Jahre für verschiedene Spieler zur Verfügung gestanden. Wie man sieht, hatte sich in wenigen Jahren aus dem Streich-Trio über das Meurer-Quartett ein respektables Streich-Orchester entwickelt, waren doch immer mehr interessierte Streicher aus dem näheren und weiteren Umkreis von zugezogenen Laien- und Berufsmusikern dazugekommen. Auf Drängen des Dirigenten Kurt B. Wirtz hin wurde 1957 der Beschluss gefasst, eine organisierte Mitgliedervereinigung zu bilden.
DAS WAR DIE GEBURTSSTUNDE DES KAMMER-ORCHESTERS OBERPLEIS e.V, KÖNIGSWINTER
Nun fanden die Proben auch wöchentlich statt. Durch persönliche Kontakte des Dirigenten zum damaligen Stabs-Musik-Corps der Bundeswehr in Siegburg konnte man sich nun auch auf ständige Mitglieder aus dem Holz- und Blechbläser-Register stützen. Die inzwischen auf 40 Musiker angewachsene Gruppe stellte nun eine kleine sinfonische Besetzung dar, bestehend aus Streichern, Holz- und Blechbläsern.
So wurde es möglich, kleine sinfonische Werke, Oratorien, Kantaten und größere Messen aufzuführen. Bach- und Mozart-Abende waren ebenfalls die Ergebnisse diese Probearbeit. Wenn auch die Hauptaufgabe des Orchesters darin bestand, das kulturelle Angebot der Stadt Königswinter zu ergänzen - es war und ist immer noch das einzige Orchester dieser Art in der Stadt Königswinter -, also klassische Chor-Orchester-Musik zu bieten, war man aber auch aufgeschlossen, anderen Bedürfnissen zu entsprechen. z.B. der Gestaltung von offiziellen Städtischen Fest-Veranstaltungen (Feiern zur Städtepartnerschaft mit Cleethorpes und Cognac), und anderen Festveranstaltungen. Aber auch zu anderen Jubiläen spielte das Orchester auf: 50 Jahre TUS Oberpleis, 90 Jahre TUS Königswinter, 25 Jahre Kammerorchester Oberpleis, Veranstaltungen außerhalb von Königswinter: Festveranstaltung Raiffeisenbank Ägidienberg, Festveranstaltung Volksbildungswerk Asbach, Festveranstaltung bei einer Ölfirma in Wesseling, Jubiläum der Pumpenfabrik in Scheiderhöhe, Konzert für den Deutschen Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau in St. Remigius in Bonn, die Benefizkonzerte zugunsten der Eltern-Initiative diabetischer Kinder und Jugendlicher e.V .in der Rotunde auf dem Petersberg, oder das Konzert gemeinsam mit dem Kölner Domchor im Kölner Gürzenich. Selbst bei besonderen Hochzeits-Jubiläen spielte das Orchester auf.
(Siehe Bilder in der Serie “Kammerorchester Oberpleis” )
Bis 1968 bestand eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Pfarr-Cäcilien-Chor an St. Pankratius Oberpleis, beide in der musikalischen Verantwortung des gemeinsamen Dirigenten Kurt. B. Wirtz.
In den nächsten sechs Jahren (bis 1974) kam eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Kirchenchören an St. Martinus, Niederpleis und St. Gerhard in Troisdorf zustande, deren Dirigent K.B.W. ebenfalls war.
Seit der Gründung des „Kammerchors Oberpleis e.V. Königswinter" durch K.B.Wirtz im Jahr 1974 hatte das Kammer-Orchester wieder „seinen Chor", mit dem das Konzertleben in der Stadt Königswinter abermals neue Impulse erfuhr. Ebenfalls wertvolle Impulse gingen von einzelnen hauptberuflich tätigen Musikern und Solisten aus. Mit der Genehmigung, in der Rotunde auf dem Petersberg konzertieren zu dürfen, öffnete sich sowohl für Kammer-Orchester als auch für Kammer-Chor eine weitere Erfolg versprechende Perspektive. Dieser erfreuliche Abschluss war ebenfalls ein Zufallserfolg von K.B.Wirtz. Wenn anfangs ausschließlich der von ihm gegründeten Konzertreihe „FORUM MUSICUM" einmal im Jahr die Genehmigung erteilt wurde, die Rotunde als Konzertsaal zu benutzen, war damit wenigstens der Anfang für weitere Konzerte in der Zukunft gemacht.
Ausführende des 63. FORUM-MUSICUM-KONZERTES in der Rotunde auf dem Petersberg am 29. Mai 1994 Christina Mason-Scheuermann, Klavier Quartettverein Siebengebirge Gemischter Chor Königswinter Kammerchor Oberpleis e.V. Königswinter Kammerorchester Oberpleis e.V. Königswinter Konzertmeisterin: Maria Kapuscinska Kurt B. Wirtz, Musikdirektor FDB
Trotz all dieser Aktivitäten blieb doch noch Zeit, in benachbarten Städten sowie auf Auslandreisen nach Grächen ins Schweizer Wallis, in die Partnerstädte Cleethorpes in England und Cognac in Frankreich, nach Ottawa in Kanada und Budapest in Ungarn Einladungen zu folgen und vielseitig mit beachtlichen Leistungen und Erfolgen tätig zu werden.
Kanada-Reise vom 30. April bis 06. Mai 1989: Probe für das Konzert im Stadthaus von Ottawa
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