Der Fronhof vor Verkauf an Haus Schlesien Heisterbacherrott

Herrschaftliche Höfe in Heisterbacherrott
ausgearbeitet von Gerd Sprötge.

Der Bergbereich des heutigen Königswinter zwischen Dollendorf und Oberpleis mit unserem Heimatort Heisterbacherrott zeichnete sich von seiner Lage her durch eine gewisse Abgeschiedenheit von den früheren Siedlungszentren des Mittelalters aus, die zumeist an den großen Verkehrsadern entstanden, in unserer Nähe besonders am Rheinstrom. Die fast in einer Linie liegenden Höhen des Weilberges, des Stenzelberg und der Rosenau trennen Heisterbacherrott vom Rheintal. Trotzdem gab es auch in dieser Abgeschiedenheit  mindestens seit Mitte des 12. Jahrhunderts Ansiedlungen in beträchtlichem Umfang.

Schließlich lief an Heisterbacherrott schon seit vielen Jahrhunderten eine Hauptstraßenverbindung vorbei.

Die älteste Verbindung vom Rheintal nach Oberpleis verlief jenseits der erwähnten Berge nämlich nördlich des Weilberges über den Langenberg und der Kasseler Heide (dem heutigen Gubener Weg), weil hier einerseits eine geringe Höhe zu überwinden und andererseits mit dieser Straße eine direkte, der Luftlinie nahe kommende Verbindung geschaffen war. Diese Straße, nach heutigen Maßstäben gerade noch als Weg zu bezeichnen, wurde nach Ferdinand Schmitz bereits als römische Heerstraße benutzt.

Mit Sicherheit waren bereits im Jahre 1143 Ansiedlungen in Heisterbacherrott vorhanden.

In einer Urkunde vom 19.2.1143, in der Papst Cölestin II der seit etwa 1137/1138 auf dem Petersberg ansässigen Klausnerei  des Ritters Walter verschiedene Eigentumsrechte bestätigt, wird erstmals ein Hof am oder auf dem Stenzelberg erwähnt, „…..curte in Steintelberch cum suis pertinenttiis…. „. Die lateinische Präposition “in“ kann nur in Zusammenhang übersetzt werden. Sie bedeutet  “am“, “bei“ oder “auf “.

Würde man die Übersetzung “am“ oder “beim“ Stenzelberg wählen könnte mit diesem Hof ohne weiteres der heutige Fronhof gemeint sein. Das Wort “Stenzelberg“ wäre dann eine Lagebeschreibung, die mangels eines anderen Namen verwendet worden ist. Für diese Überlegung spricht, dass eine Bergkuppe als Siedlungsplatz grundsätzlich nicht besonders geeignet ist und im Übrigen zu dieser Zeit auf dem Stenzelberg bereits Steine abgebaut worden sind (Kapelle beim Fronhof, Propsteikirche Oberpleis)  und damit neben dem Steinbruchbetrieb kaum noch genügend Platz für Landwirtschaft vorhanden gewesen sein kann.
Der Hof wird nämlich lateinisch als “curtis“ bezeichnet, worunter die Vorgänger von Fronhöfen, also“ Oberhöfen“ mit ihnen zugehörigen, abgabepflichtigen weiteren Siedlungen verstanden werden.

Die lateinische Formulierung der erwähnten Urkunde “…cum suis pertinentiis…“  besagt genau dies: …mit seinem Zubehör…“. Außerdem ist unsere kleine Kapelle etwa zur selben Zeit entstanden. Es ist nicht anzunehmen, dass sich ein Hof auf dem Stenzelberg befindet und eine ihm gehörenden Kapelle mehr als ein Kilometer entfernt liegt.

In einer anderen Urkunde aus dem Jahre 1173, also nur 30 Jahre später, stellt Erzbischof Philipp von Heinsberg in Köln dem Kloster Schwarzrheindorf ( eine um1150 gegründetes Tochterkloster von Abtei Siegburg) eine Schutzurkunde aus, in der ein Hof mit allem Zubehör in “Roda“ (= Rodung) erwähnt  wird: “….curtum in Roda cum omnibus appertinenttiis…“. Diese Bezeichnung wird allgemein auf  Heisterbacherrott bezogen. Dieser Hof; bei dem es sich mit Sicherheit um den heutigen Fronhof handelt, war nicht wie bisher angenommen worden ist, der Fronhof des Klosters Heisterbach, sondern blieb bis zur Auflösung der Klöster im Jahre 1803 im Eigentum des Klosters Schwarzrheindorf.

Eine ganze Anzahl von Pachtverträgen und andere Unterlagen belegen die ununterbrochene Zugehörigkeit zu Schwarzrheindorf bis zur Säkularisation eindeutig. Als Beispiele seien nur folgende Unterlagen erwähnt:
1315 Verpfändung an den Juden Süskin
1489 Verpachtung an Heinrich von Rode und Ehefrau Styne
1584 Verpachtung an Johann von Backes
1652 Verpachtung an Wilhelm Coentren
1666 Verpachtung an Johann Hoitz
1711 Verzeichnis für eine neue Steuerliste ( Pächter Friedrich Hoitz)
1760 Verpachtung an Peter Schonauer.

Sofern es sich, wie vorstehend vermutet, um demselben Hof handelt, der 30 Jahr vorher der Klausnerei auf dem Petersberg gehörte, muss zwischenzeitlich, als es der Klausnerei auf dem Petersberg wirtschaftlich zunehmend schlechter ging, vom Kloster Schwarzrheindorf übernommen worden sein. Eine Urkunde über diesen Eigentumswechsel ist nicht bekannt.

Das Kloster Heisterbach hatte daneben jedoch ebenfalls einen Hof in Heisterbacherrott. Dessen Lage ist allerdings nicht bekannt. Wir wissen lediglich, dass das Kloster Heisterbach diesen Hof im Jahre 1305 an den Konversen (Laienbruder) und ehemaligen Schneider 1) Heinrich von Drulzhayn (Drolshagen) verpachtete, damit dieser ihm zum Nutzen des Klosters bebauen sollte: “…curtem eorum Royde ad colendum… pro utilitate monasterii…“ (den Hof in Royde zum Nutzen der Abtei zu bebauen.

Von der weiteren Existenz  dieses Hofes zeugen nur zwei Grabsteine, die ehemals hinter der Klosterruine standen:

9.11.1634 - Johannes des Fronhalfen Sohn zu Heisperoth
30.9.1734 - Matthaeus Lantzenbach halfen zu Heisterbach

Einen weiteren Hof in Heisterbacherrott besaß das im Jahre 1133 gegründete Zisterzienserkloster Altenberg. Dieser Hof wurde Jahre 1402 vom Kloster Altenberg an das Kloster Heisterbach in Form der Erbpacht verpachtet. “…myt deme gude zu Heisterbacher Roede…“ Auch die Lage dieses Hofes und sein weiteres Schicksal sind bisher nicht bekannt.

Obgleich bis heute keine Urkunde aufgefunden werden konnte, muss angenommen werden, dass auch bereits um 1250 die von Heisterbach abgebrochene Burg Rosenau Besitz im Gebiet von Heisterbacherrott gehabt hat. Die Urkunde über den Verkauf an Kloster Heisterbach aus dem Jahre 1243 spricht außer von Burg und Berg Rosenau:“….

Castrum quod dicitur Rosowe, et montem, in quo constructum est ipsum castrum…“ weiter von den ( nicht näher beschriebenen) Gütern, die Ritter Harpernus von Königswinter und Ritter Hermann von Dollendorf im Besitz haben: „… Vendidimus eciam eisdam bona, qus tenentur Harperno milite de Winters et que tenentur de Hermanno de Dollendorp…“.

Der neben dem eigentlichen Berg nach wie vor existierende Flurname “Rosenau“  in der oberen Ölberstraße, dort wo sich die Wege zum Ölberg und zum Berg Rosenau trennen, spricht eindeutig für diese Annahme. 

Man sieht also, dass Ansiedlungen nicht erst von den heisterbacher Mönchen in unserem Ort vorgenommen worden sind, wie aus dem Namen Heisterbacherrott abgeleitet werden konnte, sondern schon einige Jahrzehnte vorher vorhanden waren.

Es wird auch deutlich, dass noch eine ganze Reihe von Unterlagen erforderlich sind, um hier etwas Licht in das Dunkel zu bringen. Relativ klar ist bis heute eigentlich nur die Geschichte des Fronhofes.

1) Ferdinand Schmitz bezeichnet den Beruf vor dem Eintritt in das Kloster mit Schneide. Nach dem Lateinischen Wörterbach von Haas. v. Kienle bedeutet das verwendete Wort “ sartor“ hingegen einen Heger, Pfleger.

Herrschaftliche Höfe in Heisterbacherrott  -Quellen-
Straße: Ferdinand Schmitz  -Die Mark Dollendorf-  Seite 12
Hof am Stenzelberg: Lacomblet - Urkundenbuch- Seite 236 Nummer 348
Begriff  “curtis“: Alfred Wiedemann -Geschichte Godesberg- Seite 16
Kapelle: Stefan Zylka  -800 Jahre Heisterbacherrott- Seite 2
Hof in Rhoda: Lacomblet  -a.a.O.-  Seite 311, Nummer 445
Urkunden Schwarzrheindorf: Staatsarchiv Düsseldorf   -Urkunden und Akten des Klosters Schwarzrheindorf-
Hof in Royde: Ferdinand Schmitz –Urkundenbuch Heisterbach –Seite 282, Nummer 208
Grabsteine 1634: Stefan Zylka  -a.a.O-  Seite 2
ebenso: Heinrich Schenk  -Schulchronik-  Blatt 62
Grabsteine 1743: Ferdinand Schmitz  -Urkundenbuch Heisterbach-  Seite 49
Gründung Altenberg: Robert Flink -Anmerkungen zu einer Geschichte des Klosters Heisterbach, in Schriften des Rheinischen Museumsamtes Nr.15. Seite 18
Gut zu Heisterbacherrott: Ferdinand Schmitz -Urkundenbuch Heisterbach- Seite 18 Off Nummer 87
Rosenau: Ferdinand Schmitz  -Urkundenbuch Heisterbach -

Auszug aus: 
Bekanntmachung über Verkauf von Domainen=Gütern im Regierungsbezirk Cöln
Es wir hiermit bekannt gemacht, dass zur öffentlichen Versteigerungen und difinitiven Veräusserung nachstehend bezeichneter Domainen=Gütern, in den hierunten angesetzten Terminen, vor den hierzu bestellten Königlichen Regierungs=Commissarien, und zwar auf dem hiesigen Rathhause geschritten werden soll.

Einzelauszug für den Fronhof
Dienstag den 30 Mai 1820,  Morgens 10 Uhr
Domainen=Güter in dem Rentei=Bezirk  Königswinter

36)  Der Fronhof zu Heisterbacheroth; bestehend in Wohn = und Oekonomie=Gebäuden (mit Ausschluß der Kapelle; zusammen 119 Morgen; 35 Ruthen, an Wiesen; Ackerland, verpachtet an Clemens Schönauer daselbst, vom 1. Januar 1812 bis Ende 1820 für die jährliche Pachtabgabe von 173 Rthr. 6 Gr. preuß. Cour; die Grundsteuer ist zur Last des Staates.

Bild von 1977(ca.)
Fotograf unbekannt; Text Gerd Sprötge
Zur Verfügung gestellt von Friedrich Müller/Winfried Görres

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Galerie: Ehemaliger Fronhof
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Datensatz 2181 wurde zuletzt bearbeitet von wg am 09.01.2020 um 09:46 Uhr
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